Als gewagte und hochgradig individuelle Antwort auf den 11. September wurde am 11. April 2015 das kritisch bejubelte Operndebüt Between Worlds (eine Koproduktion der English National Opera und des Barbican Theatre) von Tansy Davies im Londoner Barbican Theatre uraufgeführt. Davies arbeitete dafür mit dem Librettisten Nick Drake und der gefeierten Regisseurin Deborah Warner zusammen. Der Neue-Musik-Spezialist Gerry Cornelius hatte die musikalische Leitung. Zu den Sängern gehörten der Countertenor Andrew Watts als Schamane und die Mezzosopranistin Susan Bickley als Mutter. Die Oper hat eine Aufführungsdauer von ca. 90 Minuten ohne Pause und verlangt 16 Sänger, Chor und ein kleines Orchester von 35 Musikern. Tansy Davies fasst die Absicht des Werks zusammen: „Etwas sehr Kompliziertes und Schwieriges verwandelt sich in etwas Schönes und Heilendes.“
Between Worlds stellt eine zusammengewürfelte Gruppe von Menschen dar, die am 11. September 2001 hoch oben in einem der Zwillingstürme eingesperrt sind, gefangen zwischen Himmel und Erde, zwischen Leben und Tod. Davies‘ Beschäftigung mit schamanischem Gedankengut (zuvor schon in seinem Klavierkonzert Nature erkundet) nimmt in der Figur des Schamanen Gestalt an. Über der Bühne schwebend singt, pfeift und flüstert er, sein silberner Countertenor verflicht sich mit den anderen Stimmen zu einem wirkungsvollen Effekt.
Die brillante Partitur von Tansy Davies (ihre bisher umfangreichste) ist von Vorahnungen und schleierartigen Geweben für Streicher und Harfe geprägt. Between Worlds ist Oper und Requiem gleichermaßen, wobei der Chor die zentrale Rolle spielt. Gegen Ende öffnen sich die changierenden Harmonien in ein reinigendes Ballett (brillant choreografiert von Kim Brandstrup), in dem Glockenspiel, Streicher und Flöten in die Stratosphäre tanzen, ehe sie für die Lamentation der Schlussszene auf die Erde zurückfallen.
Faber Music
(Übersetzung: JM)
(aus: [t]akte 2 / 2015
A tremendous score, intense but carefully balanced… [It] may well come to be seen as one of the crucial music-theatre pieces of its age.
Stephen Pettitt, Opera, June 2015
The aeroplane strikes themselves, eerily prepared by a sudden change in the Shaman’s muttering to a piercing, high-pitched whine and refracted by the chorus chanting from the Requiem liturgy, sent the orchestra into wild paroxysms of hyper-activity which grind the present into an excruciating, lurching continuity … The fact that the opera made its presence felt at all, creating something so beautiful and troubling against a backdrop of something so awful and upsetting, speaks volumes about the artistic talents of all involved.
Guy Dammann, The Times Literary Supplement, 17.4.2015
The music never shrieks at us. The desperation ruffles the surface of Davies’s music, which remains essentially meditative … a remarkable piece of work.
Ivan Hewett, The Telegraph, 12 April 2015
Davies at times reaches that place of emotional embodiment that only music can capture, and wraps it in a dark yet cathartic embrace.
Jessica Duchen, The Arts Desk, 12 April 2015
This beautiful and extraordinary work leaves you transfixed. It may be an operatic debut, but it announces Davies as the most original new voice in the game.
Michael Church, The Independent, 12 April 2015